Die mir am häufigsten gestellte Frage ist auf jeden Fall: „Wie kommt man auf diesen Beruf?“. Das möchte ich nun erzählen.
Als ich 2013 mit meinem Fachabitur begonnen hatte, wollte ich Rechtsmedizin studieren oder Krankenschwester werden. Schon als Kind beerdigte ich meine verstorbenen Haustiere oder Vögel und Regenwürmer, die ich im Garten fand.
Immer schon interessierte ich mich sehr für Biologie und im Fernsehen schaute ich immer eine Sendung, in der eine Rechtsmedizinerin über ihren Berufsalltag berichtete. Außerdem habe ich schon immer Todesanzeigen in der Zeitung und Bücher über Bestattungen, ungeklärte Todesfälle und die Rechtsmedizin gelesen.
Leider stellte ich schnell fest, dass meine schulischen Leistungen für ein Medizinstudium nicht ausreichen würden, obwohl ich keine schlechte Schülerin war. Also musste ich nach Alternativen suchen.
Grundsätzlich war klar, ich wollte nicht nur in einem Büro sitzen. Ich wollte Abwechslung und unter Menschen sein. Einfach jeden Tag spannende Dinge erleben. Vor allem aber wollte ich einen Beruf finden, den ich mein ganzes Leben lang ausführen möchte und an dem ich Spaß habe.
An einem Tag überkam mich der Wunsch, mal zu schauen, was in einem Bestattungshaus passiert. Ich erzählte meinen Eltern davon. Diese fanden das erst ungewöhnlich, aber sie wollten mich unterstützen und das tun sie bis heute. Mein Papa hat einen Freund, der Bestatter ist, und dort konnte ich schon in den nächsten Ferien ein Praktikum absolvieren.
An meinem ersten Praktikumstag durfte ich bei der Abholung eines Verstorbenen mithelfen, die Trauerhalle für eine Beisetzung vorbereiten und der Kollegin im Büro über die Schulter schauen. Am Nachmittag kam ich aufgeregt nach Hause und erzählte meinen Eltern und meiner Familie: „Ich habe meinen Traumberuf gefunden, ich will Bestatterin werden!“
Da ich wusste, dass es sehr schwer ist eine geeignete Ausbildungsstelle zu finden, absolvierte ich mehrere Praktika, um meine Chancen zu erhöhen. Während dieser Zeit sammelte ich viele wertvolle Erfahrungen in dem Beruf und ich habe viel gelernt. Auch persönlich musste ich zu dieser Zeit leider Erfahrungen mit dem Tod machen. Eine Freundin von mir verstarb sehr plötzlich. Doch nach der Beerdigung, auf der ich zum ersten Mal selbst als Trauergast anwesend war, war mein Berufswunsch gefestigt. Mir wurde klar, wie wichtig es ist, den Hinterbliebenen einen würdevollen und individuellen Abschied zu ermöglichen. Das versuche ich auch jeden Tag bei der Arbeit zu berücksichtigen und mich in vielen Situationen in die Rolle des Trauernden zu versetzen.
Leider bekam ich trotz vieler zufriedener Rückmeldungen bei meinen Praktika keine Ausbildungsstelle. Ich gab nicht auf und suchte weiter. Unzählige Bewerbungen und Absagen später wurde die Zeit langsam knapp. Also musste ich einen Plan B suchen und so schickte ich Bewerbungen an Krankenhäuser und bewarb mich für eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin. Dies klappte auch auf Anhieb. Etwas geknickt unterschrieb ich einen Vertrag im Krankenhaus Unna und begann am 01.10.2015 meine Ausbildung. Meinen Wunsch Bestatterin zu werden habe ich jedoch nie aufgegeben. Ich wusste diesen Traum würde ich mir noch erfüllen.
Als hätte das Schicksal es gewollt, wurde meine schon bestehende Neurodermitis durch den übermäßigen Kontakt mit Wasser und Desinfektionsmitteln immer schlimmer. So musste ich mich zwangsläufig für andere Berufe bewerben und die Ausbildung abbrechen.
Natürlich war sofort klar, dass es ein Bestattungsunternehmen sein musste. Ich bereitete meine Bewerbung vor und begann meine Einleitung mit einem, für mich sehr passendem Zitat: „Das Außergewöhnliche geschieht nicht auf glatten, gewöhnlichen Wegen.“ (Johann W. Von Goethe) Meine erste Bewerbung schickte ich an meinen jetzigen Arbeitgeber. Nach einer Woche Zittern und anderen Vorstellungsgesprächen, bekam ich die Einladung zu einem persönlichen Gespräch. Gut vorbereitet machte ich mich auf den Weg.
Es lief super und ich fühlte mich auf Anhieb sehr wohl. Noch am selben Abend kam der Anruf: Ich bekam die Stelle! Diesen Moment werde ich nie vergessen, mir liefen Freudentränen übers Gesicht, so sehr habe ich mich gefreut!
Mit diesem Beruf habe ich genau die Abwechslung, die ich gesucht habe. Arbeiten im Büro, Betreuung von Angehörigen, unterwegs sein bei Überführungen und Trauerfeiern. Kein Tag ist wie der andere und ich bin noch immer überglücklich mit meiner Berufswahl!
„The only way to do great work is to love what you do!“ (Steve Jobs)